Grünstrom-Boom: Rettet er unseren Planeten?

Experten wecken Hoffnung im Kampf gegen die Erderhitzung: 2030 könnte Grünstrom aus Wind und Sonne ein Drittel des globalen Strombedarfs decken.

Grünstrom, produziert mit Solarpanelen und Windrädern, deckt schon 2030 ein Drittel des globalen Bedarfs an Elektrizität
Hoffen auf Grünstrom Wind und Sonne liefern bald ein Drittel des Stroms weltweit
Bild: Maria Maltseva auf Pixabay

Millionen Menschen weltweit stöhnen derzeit unter schier unerträglichen Rekordtemperaturen. Ob rund ums Mittelmeer, im Süden der USA oder Pakistan. Mehr Hitzetote, mehr Hautkrebs, extreme Trockenheit sind nur einige beunruhigende Begleiterscheinungen der Erderhitzung infolge des Klimawandels. Da kommt ein aktueller Report aus den USA gerade recht. Er stellt in Aussicht, dass schon 2030 Grünstrom aus Windkraft- und Solaranlagen ein Drittel der globalen Nachfrage deckt. Genauso wichtig: Der Boom könnte die Menschheit doch noch auf den 1,5-Grad-Pfad führen.

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Grünstrom lässt 1,5-Grad-Pfad wieder realistisch erscheinen

Verkünder der frohen Botschaft sind Wissenschaftler der gemeinnützigen Denkfabrik RMI in den Rocky Mountains und des Bezos Earth Fund, den Amazon-Gründer Jeff Bezos sponsort. Der Preis für Solarstrom, heute schon die billigste Energiequelle, werde sich bis 2030 noch einmal in etwa halbieren, prognostizieren die Analysten: von aktuell umgerechnet mehr als 35 Euro je Megawattstunde (MWh) auf knapp 18 Euro je MWh.

Steile Lernkurve bei den Erneuerbaren

Eine ähnlich rasante Kostendegression sagen die Forscher für Windkraftanlagen – Offshore wie Onshore- voraus. Damit produzierter Strom ist seit 2021 schon um 73 beziehungsweise 57 Prozent preiswerter geworden.

Ökonomen ist der Effekt vertraut. Je größere Stückzahlen einer Technologie gebaut werden, um so rascher sinken ihre Kosten. Auch deshalb, weil die gesammelten Erfahrungen mit ihr immer neue Einsparpotenziale enthüllen – die sogenannte Lernkurve. Und die ist bei den Grünstrom-Anlagen nach Erkenntnis der RMI-Experten besonders steil.

Grünstrom vergrößert seinen Kostenvorsprung

Mit seinem wachsenden Kostenvorsprung verdrängt der Ökostrom weltweit zunehmend den Strom aus Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken. Die Folge: Während die Erneuerbaren ihren Marktanteil von aktuell zwölf auf mindestens 33 Prozent bis 2030 steigern können, rutscht der Anteil der Fossilen von heute 60 auf rund 40 Prozent (siehe Grafik unten).

Die Grafik zeigt, wie sich die Anteile erneuerbarer und fossiler Enegieträger auf dem globalen Strommarkt bis 2030 verschieben
Entwicklung des globalen Strommarkts bis 2030 Erneuerbare boomen, Fossile im Niedergang
Grafik: RMI

RMI-Studienleiter Kingsmill Bond bringt die Entwicklung nüchtern so auf den Punkt. “Der Nutzen des schnellen Ausbau der Erneuerbaren sind eine größere Energiesicherheit und -unabhängigkeit plus sinkende Energiepreise.”

“Der Nutzen des schnellen Ausbaus der Erneuerbaren sind eine größere Energiesicherheit und -unabhängigkeit plus sinkende Energiepreise”

Kingsmill Bond, RMI

Aber nicht nur Wirtschaft und Verbraucher dürfen sie freuen. Auch für das Klima deutet sich Entlastung an. Perspektivisch rückt in dem Szenario selbst die von der Staatengemeinschaft angestrebte Begrenzung der Erdeerwärmung auf höchsten 1,5-Grad-Celsius wieder in greifbare Nähe.

Die Ära der Fossilen ist vorüber

“Die Ära der Fossilen ist vorüber”, schreiben die Studienautoren. Sogar dass Länder wie China momentan noch massiv neue Kohlemeiler ans Netz anschließen, ändert daran nach ihrer Überzeugung nichts. Mit rund 18 000 Terawattstunden (TWh) habe die globale Nachfrage nach der schmutzigen Energie eine Spitze erreicht. Mehr werde es wegen des wachsenden Kostennachteils nicht. Von Mitte des Jahrzehnts an gehe es für Kohle und Gas dann stetig bergab. Um 16 bis 30 Prozent bis 2030. Parallel sinkt der CO2-Ausstoß des Sektors.

Lobend erwähnt der Report, dass Europa und China den Ausbau von Windkraft und Sonnenstrom führend vorantreiben. Deutschland kann sich in einem Rekordzubau von 8000 MW im ersten Halbjahr dieses Jahres sonnen. Das entspricht in etwa der Leistung von acht sehr großer Kohlekraftwerke.

Deutschland verplempert sein Potenzial

Doch noch immer verplempert das Land riesige Potenziale, sei es auf öffentlichen Gebäuden, Gewerbeimmobilien – oder dem privaten Eigenheim. Dort ist noch jede Menge von der Sonne beschienener Platz frei. Das belegt ein Index, den der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick am Dienstag vorstellen wird. Er hat sich gegenüber dem Vorjahr nur wenig von 9,5 auf zwölf von 100 möglichen Punkten verbessert.

Brüder zur Sonne, zu billigem Strom, möchte man den Zögerlichen da zurufen.

Mehr: rmi reuters iwr

Dieter Dürand

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