Ausbeutung wilder Arten vergrößert die Armut

Ob als Nahrung, Medizin oder Einkommen – 70 Prozent der weltweit in Armut lebenden Menschen sind von der Existenz wilder Pflanzen und Tiere abhängig. Doch deren Bestände schrumpfen durch Übernutzung stark, warnt der Weltbiodiversitätsrat.

Milliarden Menschen droht die Armut, wenn wildlebende Tiere rar werden
Antilopen in freier Wildbahn Nachhaltige Nutzung ist wie eine Versicherung gegen Armut Bild: Danèlle Visser auf Pixabay

Erderwärmung, Raubbau und Umweltverschmutzung bedrohen die Artenvielfalt laut der Naturschutzorganisation WWF wie seit dem Aussterben der Dinosaurier nicht mehr. Eine Million Pflanzen-, Pilz- und Tierarten könnten in wenigen Jahren von der Erde verschwinden. Zurück blieben zerstörte Ökosysteme. Ödnis und Armut breiten sich aus.

50 000 Wildarten sind wie eine Art Versicherung gegen Armut

Doch nicht nur die Natur wird gebeutelt. Die Entwicklung gefährdet auch das Leben von Milliarden Menschen, vor allem im unterentwickelten Süden. Darauf weist der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) in einem gerade veröffentlichten Report hin. Sie leben wesentlich von etwa 50 000 Wildtieren und frei wachsenden Pflanzen, die sie jagen und ernten, als Brennstoff verwenden, mit denen sie handeln, oder aus denen sie Naturheilmittel herstellen.

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Doch deren Bestände schrumpfen teils drastisch, schlagen die IPBES-Experten Alarm. “Die Ausbeutung der Natur hat in vielen Fällen ein kritisches Maß überschritten”, heißt es in dem Bericht.

Überfischung, Kahlschlag und zu starke Bejagung sind Ursachen

Überfischung, zu starke Bejagung, illegalen Handel und Kahlschlag von Natürflächen, um Platz für Nutztiere und Nutzpflanzen zu schaffen, führt das Gremium als wichtige Ursachen an. Unter dem Strich beraubt die Plünderung gerade den ärmeren Teil der Weltbevölkerung in einem ähnlichen Ausmaß seiner Lebensgrundlage wie die wachsende soziale Ungleichheit auf der Welt und die aktuellen kriegs- und klimabedingten Hungerkrisen.

Zu viel “Gutfühl-Weisheiten” statt verbindliche Aktionen

Für Kritiker wie Rainer Froese vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung (Geomar) in Kiel verharren die IPBES-Autoren zu sehr in einer Zustandsbeschreibung. Er vermisst klare Handlungsanweisungen. Der Report liefere zu viele “Gutfühl-Weisheiten”, schimpft er. Dagegen fehle ein “Aufruf zu dringend benötigten Aktionen, wie die Beendigung von Übernutzung mit verbindlichem Zeitplan“.

Quallenplage an Europas Stränden
Quallenplage an Europas Stränden Selbst verschuldetes Ärgernis Bild: Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

Geht es bei der Armen ums nackte Überleben, mindert die menschengemachte Verwüstung der Ökosysteme gerade rund ums Mittelmeer und an den Stränden von Nord- und Ostsee bloß das Badevergnügen vieler Urlauber. Quallen treiben zu Tausenden in den Wellen, faulen unter der Sonne im Sand vor sich hin.

Steigende Wassertemperaturen und Aquakulturen begünstigen Quallen-Plage

Für die Geomar-Meeresbiologin Cornelia Jaspers ist die Zusammenrottung der ungeliebten glibbrigen Lebewesen keine Überraschung. Höhrere Wassertemperaturen erleichtern ihre Vermehrung ebenso wie die Zunahme des Schiffverkehrs und von Aquakulturen. “Diese Faktoren begünstigen, dass sich immer mehr Arten um den ganzen Globus verteilen”, sagt Jaspers. Mit der Überfischung verschwänden zudem viele Fressfeinde der Quallen.

Ein wenige Strafe für die Rücksichtslosigkeit des Menschen gegenüber der Natur muss eben sein.

Mehr: IPBES faz

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