Vorsicht toxisch! Pestizide fluten Europas Obst und Gemüse

Die EU-Staaten behaupten, in Gurken, Rosenkohl und Äpfeln fänden sich sinkende Spuren gefährlicher Pestizide. In Wahrheit steigt die Belastung jedoch massiv.

Pestizide finden sich in gesundheitlich gefährlicher Konzentration in vielen Früchten wie diesen Brombeeren
Brombeerstrauch Pestizide in den Beeren gefährden die Gesundheit Bild: „Blackberry“ by Lastaii is licensed under CC BY-NC-SA 2.0.

Es gilt als ausgemacht: Seinen Fleischkonsum zu reduzieren und sich stattdessen vegetarisch zu ernähren, hilft dem Klima, bremst das Artensterben und fördert zudem die eigene Gesundheit. Doch ganz so simpel ist es nicht. Pestizide stören die Gleichung. Das zeigt eine aktuelle Studie des europäischen Ablegers der Organisation Pesticide Action Network (PAN) in Brüssel.

Pestizide – Europas Regierungen tun nichts gegen die Verbreitung

Sie enthüllt, dass Europas Regierungen, inklusive der in Berlin, wenig bis nichts tun, um ihre Bürger vor hohen Schadstoffkonzentrationen der Pflanzenschutzmittel in Obst und Gemüse zu schützen.

Die Werte sind schockierend. Die PAN-Forscher sprechen von einem „dramatischen Anstieg“. Früchte aus der EU sind heute im Durchschnitt um 53 Prozent stärker mit Pestiziden verseucht als noch 2011. Enorme Rückstände fanden die Experten unter anderem in vielen Beerenarten, Kirschen, Aprikosen, Birnen und Pfirsichen (siehe Grafik unten). Dagegen können Bananen, Melonen, Mangos und Orangen weitgehend bedenkenlos verspeist werden.

Das giftige Dutzend bei Früchten Anteil der kontaminierten Obstsorten rechts in Prozent Quelle: PAN

Nur wenig besser sieht es beim Gemüse aus. Bei diesen Erzeugnissen wuchs die Belastung um durchschnittlich knapp 20 Prozent. Weit mehr Giftiges als noch 2011 maßen die Forscher vor allem im Sellerie, Grünkohl, Rosenkohl sowie in Gurken, Salaten und im Lauch (siehe Grafik unten). Wenig bis kaum betroffen vom Anstieg waren hingegen Kartoffeln, Spargel, Zwiebel, Brokkoli, Kohlrabi und Kürbisse.

Das giftige Dutzend bei Gemüse Anteil der belasteten Gemüsesorten rechts in Prozent Quelle: PAN

Die Entwicklung alarmiert die Wissenschaftler auch deswegen, weil sich im Cocktailmix inzwischen mehr als gesundheitlich besonders gefährlich eingestufte Pestizide befinden. Mediziner verdächtigen die Schadstoffe, Krebs sowie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen, diese Krankheiten zumindest befördern zu können.

Größte Frevler sind Belgien, Irland und Frankreich

Eigentlich haben sich die 27 EU-Staaten darauf geeinigt, den Einsatz von Pestiziden bis 2030 zu halbieren. Tatsächlich haben die Landwirte die Dosis noch einmal um fast neun Prozent erhöht. Für die PAN-Prüfer ein Skandal: „Gesetze werden ignoriert und die Verbraucher einer wachsenden Flut Chemikalien ausgesetzt“, kritisieren sie. Als größte Frevler entlarven sie Belgien, Irland, Frankreich, Italien und Deutschland – in dieser Reihenfolge.

Würde Europa seine eigenen Vorgaben einhalten, wäre es ein Leichtes, sich klima- und gesundheitsbewusst zu ernähren – egal ob vegetarisch, vergan, fleischarm oder mit Insekten. Zu dem Schluss kommen finnische Wissenschaftler. Erst jüngst stellten sie entsprechende ökologisch optimierte Speisepläne vor. Ohne die Pestizide als Appetitverderber wäre (fast) alles gut.

Mehr: PAN phys.org

Dieter Dürand

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